DIE 6 GRÖSSTEN VORURTEILE ÜBER VEGANISMUS
Obwohl der vegane Lifestyle seit einer Weile im Mainstream angekommen ist und auch in den Medien immer öfter thematisiert wird, ist vielen Menschen noch nicht klar, warum manche Menschen überhaupt erst vegan werden. Es halten sich hartnäckig einige Vorurteile gegenüber dieser Lebensweise. Das ist mir vor allem durch meine damalige praktische Arbeit im Tierrecht bewusst geworden. Als ich bei einem Job die Aufgabe hatte, meine Mitmenschen über das vegane Leben und diese ethische Notwendigkeit zu informieren, wurde mir bewusst, wie groß die Vorbehalte gegenüber dieser Lebensweise wirklich sind. Ich selbst war, bevor ich 2012 vegan wurde, voller Unwissenheit und Verständnislosigkeit gegenüber diesem Thema. Darum nutze ich diesen Artikel dazu, um diese Vorurteile zu widerlegen und darüber zu informieren, warum wir Veganer tun, was wir tun… Los geht´s!
1. VEGAN ZU LEBEN IST ÜBERTRIEBEN UND UNNÖTIG
Warum so viele Menschen vegetarisch leben, leuchtete mir ja noch ein, als ich noch ein Allesesser war, insbesondere, weil ich selbst als Teenie einige Zeit Vegetarierin war. Klar, es sollen keine Tiere getötet werden, nur damit wir Menschen sie aus reiner Genusssucht verspeisen können. Dass die Lust auf einen bestimmten Geschmack keine Tötung eines anderen Lebewesens moralisch rechtfertigen kann, ist relativ leicht nachvollziehbar.
Aber warum reicht der Fleischverzicht einigen dann nicht aus? Warum „verbieten“ sich diese Leute sogar selbst, Käse und Milch zu sich zu nehmen, essen keine Eier und keinen Honig, kaufen keine Kleidung aus Wolle oder Seide und auch keine Lederprodukte?
Die Beantwortung dieser Fragen ist sehr leicht: Menschen, die aus tierethischen Gründen vegan werden, wollen nicht, dass Tiere wegen ihnen massiv leiden müssen und umgebracht werden.
Diese Menschen sind bestens über die Zustände in der Tierhaltung informiert und ziehen aus ihrem Wissen die einzig richtige Konsequenz, diese Praktiken künftig nicht mehr zu unterstützen. Und das wiederum bedeutet nun mal den Boykott dieser Tierleidprodukte.
Als ich selbst noch dieses Vorurteil hatte und den Veganismus als übertrieben empfand, war ich schlicht nicht gut informiert. Das holte ich als wissbegieriger Mensch rasch nach und erkannte: Tierprodukte sind immer mit enormem Tierleid verbunden. Mit einem grausamen Leben in Gefangenschaft, mit Gewalt, mit Ausbeutung und schließlich der Tötung eines völlig unschuldigen Wesens. All das geschieht, obwohl wir diese Produkte nicht im Geringsten für ein gutes Leben benötigen.
Doch mit welchem Recht tun wir Tieren das alles an? Die Antwort auf diese Frage war für mich damals der Anlass, vegan zu werden. Denn diese Antwort lautet: Nichts und niemand gibt uns das Recht, andere Lebewesen so zu behandeln.
(Wer sich fachwissenschaftlich mit dieser Frage beschäftigen mag, kann sich gerne meine Masterarbeit zum Thema zu Gemüte führen.)
Warum sollen wir Tieren Gewalt antun, wenn wir auch gewaltfrei leben können?
2. DER VEGANE LEBENSSTIL IST TEUER
Das dachte ich damals tatsächlich… Hellhörig wurde ich, als ein guter Bekannter mir klipp und klar dazu sagte: „Das stimmt nicht. Vegan zu leben ist so teuer oder günstig, wie man es eben gestaltet.“ Er behielt natürlich recht.
Woher dieses Vorurteil meinerseits kam? Ich hatte dabei die – tatsächlich teilweise nicht besonders günstigen – rein pflanzlichen Alternativen für Käse oder Fleisch im Kopf. Und übersah dabei natürlich, dass es diese für eine vollwertige und abwechslungsreiche pflanzliche Ernährung gar nicht braucht. Tatsächlich gebe ich, seit ich vegan lebe, nicht mehr Geld für Nahrungsmittel aus, als ich es als Omnivore, also Allesesserin, tat. Im Gegenteil, es ist sogar meist etwas weniger, weil viele vegane Speisen und Brotaufstriche, Soßen, Gebäck etc. super selbst herzustellen und die Zutaten dafür günstig zu bekommen sind.
Zum veganen Leben gehört natürlich noch viel mehr als nur die Ernährung. Doch auch hier kann ich Entwarnung geben: Vegane Kleidung, Kosmetik, Putzmittel usw. sind auch nicht grundsätzlich teurer als nicht-vegane. Auch hier gibt es für jedes Budget passende Produkte, da inzwischen auch bei Discountern günstige rein pflanzliche Lebensmittel angeboten werden.
„Ich habe kein Geld, um vegan zu leben“ ist somit als eine faule Ausrede entlarvt, weil inhaltlich unwahr…
3. VEGANISMUS BEDEUTET VERZICHT
Veganer können ja gar nichts mehr essen außer Grünzeug, dachte ich peinlicherweise wirklich mal. Als totaler Genussmensch, der absolut keine Ahnung von Ernährung hatte, die von dem des Allesessers abweicht, war ich fest davon überzeugt, dass sich Veganer regelrecht selbst kasteien und keinen Genuss mehr empfinden können.
Heute weiß ich es besser – sehr viel besser. Nichts von dem, was ich dachte, hat sich bewahrheitet! Mein Irrtum rührte wohl vor allem daher, dass ich einen großen Denkfehler machte: Ich stellte mir vor, was von den Produkten in meinem Einkaufswagen übrig bleiben würde, wäre ich Veganer. Und konnte dann natürlich in meiner Vorstellung nichts mehr außer etwas Gemüse, Getreide und Salat kaufen… Die Wahrheit sieht vollkommen anders aus: Vegan bedeutet nicht Verzicht, sondern Genuss!
Ich persönlich bin, was Essen angeht, wirklich ein eher schwerer Fall, denn ich esse tatsächlich nur, was mir wirklich richtig gut schmeckt. Seit 2012 lebe ich nun schon vegan – und ich esse seitdem leckerer und auch abwechslungsreicher als vor meiner Ernährungsumstellung. In all den Jahren habe ich kein einziges, mir wohlbekanntes Geschmackserlebnis vermisst, da es für alles vegane Alternativen gab und gibt. Diese können leicht selbst gemacht werden und sind auch als fertige Produkte im Handel erhältlich. Wenn du mir das nicht glaubst, schaue dir doch mal die großartigen Rezepte im Blog von Heike Ermel an!
Auch für alle anderen Lebensbereiche gibt es inzwischen sehr viele tolle tierfreundliche Alternativen. Egal ob es um Kosmetik, Haushaltsprodukte oder Kleidung geht: heutzutage wird wirklich jeder fündig. Es ist sehr leicht geworden, vegan zu leben. Sogar für einige unserer Fellfreunde gibt es inzwischen pflanzliche Futtermittel.
Vegane Ernährung bietet jeden geliebten und wohlbekannten Geschmack, man muss als Veganer absolut nichts vermissen!
4. SICH REIN PFLANZLICH ZU ERNÄHREN IST UNGESUND
Doch Genuss ist in der Ernährung natürlich nicht alles. Gesund soll es sein und unser Körper benötigt nun einmal bestimmte Nährstoffe. Bevor ich mich dazu entschied, mich künftig ohne Tierprodukte zu ernähren, dachte ich, dass Veganer doch sicher unter unzähligen Mangelerscheinungen leiden – oder sich halt massenhaft Nahrungsergänzungsmittel einwerfen müssen. Stimmt natürlich beides nicht, sofern man seine Ernährung vernünftig plant.
Ganz im Gegenteil: Einige unserer sogenannten Zivilisationskrankheiten entstehen durch den übermäßigen Verzehr von Tierprodukten. Wie ungesund Fleisch ist, weiß man seit längerer Zeit; inzwischen ist außerdem bekannt, dass Milchprodukte nicht etwa wegen des Kalziums gesund sind, sondern ihr Verzehr sogar Osteoporose fördern kann.
Eine ausgewogene rein pflanzliche Ernährung versorgt uns mit nahezu allen notwendigen Nährstoffen und ist für jede Lebensphase geeignet. Die einzige Ausnahme ist das Vitamin B12. Dieses wird in der industriellen Tierhaltung den Tieren verabreicht und gelangt so in deren Fleisch. Veganer verzichten gerne auf diesen unnötigen und grausamen Umweg und nehmen daher Vitamin B12 als Nahrungsergänzungsmittel zu sich.
Inzwischen weiß man, dass die vegane Ernährungsform nicht nur in der Lage ist, einigen Erkrankungen vorzubeugen, sondern sogar bei manchen Krankheitsbildern die Genesung unterstützen kann. Weitere Infos zu der Nährstoffversorgung als Veganer findest du z. B. bei Pro Veg.
5. VEGANISMUS HAT NICHTS MIT ÖKOLOGIE ZU TUN
Viele denken, der vegane Lebensstil käme nur Tieren zugute, nicht aber der Umwelt. Schaut man sich aber an, welchen Einfluss die Produktion von Tierprodukten auf die Natur und unsere Ressourcen hat, wird klar: Veganer sind auch Naturschützer.
Wenn der Einfluss des Menschen auf den Klimawandel wirklich so groß ist, wie einige Wissenschaftler postulieren, dann trägt die landwirtschaftliche Tierhaltung maßgeblich zum Wandel des Klimas bei. Der Grund hierfür ist zum einen die damit verbundene Entstehung von Treibhausgasen wie Lachgas, Methan und Kohlendioxid, die extrem klimaschädigend sind. Zum anderen kommt es hierbei zu Landnutzungsänderungen wie beispielsweise der Entwaldung.
Produkte zu konsumieren, die von Tieren stammen, bedeutet eine enorme Vergeudung von Energie und von Ressourcen. Es werden für deren Erzeugung massenhaft Wasser, Pflanzennährstoffe, Agrarflächen und fossile Energie verschwendet. All das kann durch den rein pflanzlichen Lebensstil vermieden werden. Denn der völlig unnötige Umweg über das Tier, das untergebracht werden muss und Futter und Wasser benötigt, wird bei einer veganen Lebensweise gar nicht erst gemacht. Anders gesagt: Wozu das Tier zum Beispiel zur Erzeugung von Fleisch mit pflanzlichem Futter versorgen, wenn wir auch gleich selbst pflanzliche Lebensmittel essen können?
Außerdem verschmutzt die industrielle Tierhaltung das Wasser und schädigt die Böden. Auch wird der Regenwald zerstört, damit er als Weideland oder zum Anbau von Futtermitteln genutzt werden kann, was wiederum zum Aussterben vieler Tier- und Pflanzenarten führt. Die wichtige globale Funktion dieser Wälder im Hinblick auf den Wasser- und Sauerstoffkreislauf wird ruiniert.
Wer ökologische Verantwortung übernimmt (wozu wir Menschen meiner Ansicht nach verpflichtet sind), kommt nicht umhin, vegan zu leben.
Die vegane Ernährung hat auch eine soziale Komponente, da Tierprodukte das Welthungerproblem verstärken.
6. DER KONSUM VON TIERPRODUKTEN HAT NICHTS MIT DEM WELTHUNGER ZU TUN
Selbstverständlich hat das Welthungerproblem verschiedene Ursachen – politische Entscheidungen, Korruption, Armut und so weiter. Jedoch verschärft die Erzeugung von Tierprodukten dieses Problem noch weiter und vergrößert es.
Das liegt daran, dass die EU große Mengen an Futtermitteln importiert und das eben oftmals aus Regionen der Welt, in denen Hunger herrscht. Für den Anbau von Getreide oder Soja als Tierfutter werden wiederum neue Flächen benötigt, die für andere Zwecke somit nicht mehr zur Verfügung stehen.
Die Ressourcen und Anbauflächen sind stark begrenzt und schwinden zunehmend, weil sie für die Produktion von Tierprodukten verschwendet werden. Die Essgewohnheiten in den Ländern, die in Wohlstand leben, sorgen also dafür, dass das Hungerproblem in den Entwicklungsländern nicht gelöst werden kann. Würden wir alle vegan leben, gäbe es genug Nahrung für alle Menschen auf der Welt, denn dann hätte die Vergeudung von Pflanzen als Futtermittel ein Ende. Dies würde somit eine entscheidende Verbesserung des Welthungerproblems bedeuten.
FAZIT
Wie du siehst, sprechen viele gute Gründe dafür, vegan zu leben – aber es gibt keinen einzigen Grund, der dagegen spricht.
Für mich persönlich war damals übrigens der tierethische Aspekt ausschlaggebend dafür, meine Konsum- und Lebensweise umzustellen. Seit ich denken kann, habe ich einen extrem stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und konnte es noch nie ertragen, andere leiden zu sehen. Als ich dann endlich die ganze Wahrheit über das Leid der sogenannten Nutztiere erfuhr, stand mein Entschluss, so etwas Grausames nicht mehr zu unterstützen, fest.
Ich wünsche mir von Herzen, dass auch du dich künftig dafür entscheidest, ein Leben zu führen, das anderen Lebewesen viel Leid erspart und unseren Planeten schont.
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