VEGANES BULLSHIT-BINGO (TEIL 1)
Leider gibt es bis heute viele Menschen, die offensichtlich keine Ahnung von Veganismus haben. Mitreden möchten sie aber trotzdem gerne. Statt intelligenter Fragen kommen dabei leider häufig nur schwachsinnige Aussagen heraus, die die vegane Lebensweise abwerten sollen.
So entstand das in veganen Kreisen wohlbekannte Vegane Bullshit-Bingo, das diese zuweilen extrem dämlichen Möchtegern-Argumente sammelt und widerlegt.
In diesem ersten Artikel dazu findest du insgesamt elf anti-vegane Äußerungen.
NR. 1: „MAN MUSS DOCH NICHT VEGAN LEBEN, DAS IST UNNÖTIG.“
Aus Sicht der Tiere, die von uns ausgebeutet, gequält und getötet werden, ist es sicher notwendig, dass wir vegan leben. Nur so kann ihr Leid vermieden werden! Denn die Erzeugung von Tierprodukten erzeugt immer Tierleid.
Somit ist nicht etwa der vegane Lebensstil unnötig, sondern die Tierprodukte selbst. Denn diese brauchen wir für ein gutes, gesundes und genussvolles Leben keineswegs.
NR. 2: „PFLANZEN HABEN AUCH GEFÜHLE!“
Kritiker der veganen Lebensweise stellen Veganer gerne mal als eine Art Pflanzenmörder dar. Warum das Bullshit ist? Weil Pflanzen trotz ihrer Interaktion mit ihrer Umwelt (z. B. durch Duftmoleküle) nicht mit Tieren verglichen werden können, wenn es um Schmerz- und Leidensfähigkeit geht. Denn sie verfügen im Gegensatz zu menschlichen und nichtmenschlichen Tieren nicht über ein Bewusstsein und besitzen ebenso kein zentrales Nervensystem, keine Schmerzrezeptoren und auch kein Gehirn. Dadurch können Pflanzen nicht unter Schmerzen leiden.
Tiere, die vom Menschen ausgebeutet werden, um bestimmte Produkte herzustellen, leiden jedoch sehr wohl und nachweislich unter dem, was man ihnen antut. Veganismus ist die einzige Möglichkeit, tierleidfrei zu leben.
Mehr zum Thema Schmerzempfindung und Leidensfähigkeit bei Tieren kannst du übrigens in meiner Masterarbeit (ab S. 31) nachlesen.
Zudem werden für die Herstellung veganer Lebensmittel weitaus weniger Pflanzen benötigt als für die Erzeugung von Tierprodukten. Auch das ist also ein Argument für und nicht etwa gegen den veganen Lifestyle.
Veganismus ist die einzige Möglichkeit, tierleidfrei zu leben.
NR. 3: „ALS VEGANER KANN MAN JA NUR NOCH SALAT ESSEN!“
Hierbei handelt es sich um eine recht offensichtliche Ausrede von Nicht-Veganern, die ihre Lebensweise nicht tierfreundlich gestalten wollen.
Denn das Thema Veganismus ist längst im Mainstream angekommen. Seit einigen Jahren gibt es eine sehr große Auswahl an veganen Alternativen zu allen erdenklichen Tierprodukten und es werden stetig mehr.
Wer tierfreundliche Rezepte sucht, muss dank den unzähligen veganen Blogs nicht mal mehr Kochbücher kaufen. (Meine persönliche Empfehlung dazu ist der Blog von Heike Ermel. Denn für Heikes Gerichte benötigt man keine pflanzlichen Ersatzprodukte oder exotische Zutaten.)
Die Wahrheit ist also, dass man als Veganer alles essen kann, was man auch früher schon gerne mochte – aber nun eben in der tierfreundlichen Version zu sich nimmt. Denn die tierleidfreien Alternativen sind endlos und auch bei einem kleineren Budget erschwinglich.
Außerdem stellen Veganer ihre Ernährung um und vermeiden nicht etwa nur einige Nahrungsmittel, wie es z. B. Vegetarier tun. Genau dadurch entdecken die meisten Menschen, die vegan werden, kulinarisch sehr viel Neues.
Ich lebe seit 2012 vegan und es ist mir tatsächlich nicht möglich, geschmacklich etwas zu vermissen. Im Gegenteil, ich kann mich oft dank der großen Auswahl kaum entscheiden, was ich essen soll.
NR. 4: „DER MENSCH IST ABER EIN ALLESFRESSER!“
Ja, der Mensch ist omnivor und kann somit sowohl pflanzliche als auch tierliche Nahrungsmittel verwerten. Das bedeutet aber nicht, dass er alles essen muss!
Relevant für unsere Gesundheit ist, dass wir alle notwendigen Nährstoffe in ausreichender Menge zu uns nehmen. Und das ist eben auch bei einer abwechslungsreichen und vollwertigen veganen Ernährung möglich. Einzig Vitamin B12 sollte supplementiert werden. (Dieses wird den sogenannten Nutztieren übrigens auch zugefüttert.)
Seit längerer Zeit ist zudem bekannt, dass die vegane Ernährung gegenüber der omnivoren einige gesundheitliche Vorteile bietet. Lies dazu meinen Artikel über Diabetes, Übergewicht und Krebs.
NR. 5: „WOHER BEKOMMST DU ALS VEGANER DEINE PROTEINE!?“
Es gibt jede Menge pflanzliche Proteinquellen, so dass Veganer bei einer ausgewogenen Ernährung genug Proteine zu sich nehmen. Übrigens: Auch als Sportler benötigst du kein Fleisch, um ausreichend Eiweiß zu dir zu nehmen. Etliche erfolgreiche vegane Athleten beweisen es.
Zu viel tierisches Protein ist sogar ungesund. Denn es verursacht durch seinen hohen Gehalt an sauren Aminosäuren einige Zivilisationskrankheiten wie beispielsweise Krebs und Diabetes.
Bei einer abwechslungsreichen und vollwertigen veganen Ernährung gibt es keine Mangelerscheinungen.
NR. 6: „KINDER BRAUCHEN ABER FLEISCH UND MILCH!“
Nein, auch das ist Bullshit. Denn wie wir heute wissen, ist eine gut geplante rein pflanzliche Ernährung für jeden Menschen in jedem Alter und jeder Lebensphase geeignet.
So können auch Kinder sehr gut vegan ernährt werden, wenn die passenden Lebensmittel gegessen werden.
Auf Vitamin B2, Vitamin D, Jod, Kalzium und Eisen sollte hier besonders geachtet werden, ebenso auf die Supplementierung von B12 (wie bei Erwachsenen auch).
- B2 ist z. b. enthalten in Hülsenfrüchten, Pilzen und Nüssen.
- Jodsalz ist empfehlenswert.
- Vitamin D sollte im Winter durch ein Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden.
- Es gibt mit Kalzium angereicherte Pflanzendrinks und auch Mineralwasser mit hohem Gehalt an Kalzium.
- Haferflocken, Haselnüsse und Leinsamen bieten viel Eisen.
Vegane Kinder essen zudem mehr Gemüse und Obst und ernähren sich laut einer Studie gesünder als omnivore.
NR. 7: „IHR KÖNNT DOCH BIOFLEISCH AUS ARTGERECHTER HALTUNG ESSEN!“
Nein, denn ethisch motiverten Veganern wie mir geht es darum, Tierleid zu vermeiden. Und auch die Tiere in der Bio-Landwirtschaft werden ausgebeutet, gequält und letztendlich umgebracht. Daran ändert auch ein wenig mehr Platz und weniger Antibiotika nichts. Qualvolle Tiertransporte und gewaltsames Töten ist auch hier an der Tagesordnung.
Artgerecht ist daran gar nichts. Dafür ungerecht und brutal.
Wenn man einmal wirklich verstanden hat, dass Tiere leidensfähige Individuen sind und somit jemand und nicht etwas, sieht man sie sowieso nicht mehr als Nahrungsquelle an. Man legt seine speziesistische Denkweise ab. Und somit auch die speziesistische Praktik des Fleischessens.
NR. 8: „SCHRECKLICHE BILDER AUS DER MASSENTIERHALTUNG SIND DOCH NUR SELTENE EXTREMFÄLLE!“
Leider stimmt das ganz und gar nicht. Die sogenannte Intensivtierhaltung ist der Standard bei der Produktion von tierlichen Erzeugnissen. 99 % der Schweine, 97 % der Hühner und 95 % der Rinder werden in Deutschland so gehalten.
Da die Massentierhaltung einzig auf maximalen Profit ausgerichtet ist, werden tierliche Bedürfnisse hier komplett ignoriert. Krankheiten und Kannibalismus unter den Tieren sind dort an der Tagesordnung. Es handelt sich bei ihnen zudem um Qualzuchten, die den Erzeugern der Produkte möglichst viel Ertrag bringen sollen.
Viele Tiere in der Intensivtierhaltung sterben bereits qualvoll im Betrieb. Ansonsten werden sie nach einem viel zu kurzen Leben im Dreck und voller körperlichem und seelischem Leid grausam getötet. Denn keins von ihnen erreicht auch nur annährend seine natürliche Lebenswartung; die meisten von ihnen sind noch Kinder.
Tiere sind leidensfähige Lebewesen und somit jemand und nicht etwas.
NR. 9: „DIE TIERE STERBEN AUS, WENN WIR SIE NICHT ESSEN!“
Eine empathielosere und schizophrenere Aussage kann man wohl kaum tätigen. Denn einerseits wird hier so getan, als lege man Wert auf die Existenz bestimmter Tierarten. Andererseits aber wird es regelrecht als eine gute Tat dargestellt, Angehörige dieser Tierrassen völlig unnötig für sich umbringen zu lassen, nur um sie zu verspeisen.
Wer so denkt, interessiert sich keineswegs für das Wohl von tierlichen Lebewesen. Denn wer das wirklich tut, verschließt seine Augen (und sein Herz) weder vor ihrem Leid noch vor ihrer grausamen Tötung.
Was aus ethischer Sicht zählt, ist nicht das bloße Existieren bestimmter Tierrassen, sondern das Wohlbefinden der tierlichen Individuen.
Die sogenannten Nutztiere werden solange nachgezüchtet und leiden, wie wir Tierprodukte konsumieren. Es gilt nun mal auch hier das Prinzip Angebot und Nachfrage.
Der einzige Weg zu einem moralischen Umgang mit Tieren ist somit die vegane Lebensweise. Diese reduziert die Tiere nicht auf ihren Nutzen für den Menschen, sondern achtet sie als leidensfähige Lebewesen. Durch jeden Veganer werden weniger Tiere gezüchtet, so dass die Anzahl an unnötig leidenden Tieren dadurch verringert wird.
NR. 10: „VEGAN IST AUCH NUR SO EIN TREND, DER WIEDER VERGEHT.“
Über 80 % der Veganer ernähren sich aus ethischen Gründen vegan, denn sie wollen weniger Tierleid verursachen. Die vegane Lebensweise ist somit in erster Linie durch Ethik motiviert.
Die Ethik wiederum ist kein Trend, sondern jener Teilbereich der Philosophie, der sich damit beschäftigt, wie wir Menschen handeln sollen.
Auch wenn seit einigen Jahren vegane Produkte im Mainstream angekommen sind, da immer mehr Menschen die Notwendigkeit und Vorteile des veganen Lebensstils für sich entdeckt haben: der Veganismus ist absolut nicht neu.
Die Geschichte des Veganismus, der nur eine konsequentere Form des Vegetarismus darstellt, reicht bis in die Antike zurück. Auch die ersten tierethischen Ansätze stammen aus dieser Zeit. Mehr dazu erfährst du in meiner Masterarbeit zum ethisch motivierten Veganismus (ab S. 9).
Die Entwicklung hin zu einem veganen Wertewandel geht weiter, da immer mehr Verbraucher ihren Konsum kritisch hinterfragen. Somit gibt es stetig mehr Angebote von veganen Produkten und auch Restaurants.
NR. 11: „VEGAN IST UNNATÜRLICH!“
Stimmt! Aber: Jede unserer heutigen Ernährungsformen ist unnatürlich. Wir bauen Pflanzen zur Nahrungserzeugung an und züchten Tiere, um sie und ihre Erzeugnisse zu verspeisen. Diese Eingriffe in die Natur sind per se unnatürlich, weil wir sie dadurch verändern.
Was soll daran natürlich sein, wenn wir als Menschen Kuhmilch trinken, die den Kälbern zusteht? Was ist natürlich an domestizierten Tieren, denen wir in der industriellen Tierhaltung jegliche Möglichkeit auf Erfüllung ihrer natürlichen Bedürfnisse nehmen?
Und nur zur Erinnerung: Es ist ebenso extrem unnatürlich, dass du gerade auf einem elektronischen Gerät diesen Artikel liest.
Doch auch wenn die vegane Lebensweise ebenso wenig natürlich ist wie unser gesamtes sogenanntes zivilisiertes Leben: beim Veganismus geht es in erster Linie um Ethik. Und selbstverständlich kann es nicht als ethisch korrekt angesehen werden, nichtmenschliche Tiere völlig unnötig auszubeuten, zu quälen und umzubringen.
Veganismus ist zudem sehr ressourcenschonend und mindert Umweltverschmutzung. Daher solltest du erstrecht vegan leben, wenn du Wert auf die Natur und ihre Erhaltung legst.